Stand: Februar 2020
Person
Ufuk Şahin lebte seit seinem 5. Lebensjahr in West-Berlin, nachdem er mit seinen Eltern aus der Türkei kam. Er absolvierte die Realschule und lernte Schlosser. Zuletzt arbeitete er bei der Berliner Firma Waggon-Union und betrieb nebenher einen kleinen Imbiss. Mit seiner Frau bekam er einen Sohn und lebte mit seiner Familie im Märkischen Viertel. Er war 24 Jahre alt, Eheman, Sohn, Bruder und Vater eines zweijährigen Jungen.
Tat
Am 12. Mai 1989 ging Ufuk Şahin am Abend mit seinem Freund Murat P. im Viertel spazieren, sie sollen fröhlich gewesen sein, gelacht und gescherzt haben. In der Nähe seines Wohnhauses trafen sie auf den Maurer Andreas S. und seine Verlobte Sabine L., die Şahin rassistisch beleidigten.
„Ich bin ein Mensch, du bist ein Mensch. Also was soll das?“ entgegnete Şahin darauf hin. Andreas S. zog ein Messer und stach es in Şahins Leiste, verletzte eine Hauptschlagader, er verblutete noch am Tatort. Der Täter rief von seinem Zuhause im benachbarten Wohnblock aus dann selbst die Polizei.
Das Märkische Viertel war zu jener Zeit die zweitstärkste Hochburg der extrem rechten Partei Die Republikaner, deren Einzug ins Berliner Parlament im Januar des selben Jahres den erstarkenden Rassismus in West-Berlin greifbar machte.
Gerichtsprozess
Im Oktober 1989 wird der Täter Andreas S. zwar zu 5 Jahren Haft verurteilt, ein rassistisches (damals „ausländerfeindliches“) Motiv kann die Richterin Eschenhagen jedoch nicht erkennen, obwohl Andreas S. im Gericht als Motiv Ärger über „all die Kanaken“ geäußert hatte.
Reaktionen
Während die Alternative Liste (AL) und die SPD die Ermordung von Ufuk Şahin als Folge steigender Ausländerfeindlichkeit in Berlin interpretierten und die AL als politische Maßnahme „die Einführung des kommunalen Wahlrechts und die Einrichtung eines Ressorts für Antirassismus, ethnische Minderheiten, Flüchtlinge und Immigranten“ forderte, widersprach die CDU: Wer Ausländerhass als Tatmotiv bezeichne, der rufe die Gespenster “die wir alle nicht wollen“, zitiert die taz die CDUlerin Hanna Renate Laurien. „Gewalt müsse statt dessen das Thema sein, ‚gleichgültig, ob von rechts oder links‘ und verwies auf die Auseinandersetzung am 1. Mai.“
Gedenken
Unmittelbar nach dem Mord organisieren Angehörige, Freund*innen und Nachbar*innen eine Demonstration: am 19. Mai 1989 ziehen 1.500 Menschen durch das Märkische Viertel. Einen Tag später, am 20. Mai demonstrieren fast 10.000 Menschen am Rathaus Schöneberg, dem damaligen Regierungssitz West-Berlins gegen den eskalierenden Rassismus.
„Ich möchte nicht, daß meine Trauer noch vergrößert wird, wenn auch noch anderen Menschen Schmerz zugefügt wird“, sagte die Mutter des Ermordeten in ihrer Rede.
Am 12. Mai 2019 fand eine Gedenkkundgebung zum 30. Todestag von Ufuk Sahin statt.
Text zu den Hintergründen des Mordes an Ufuk Şahin
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Aktuelle Beiträge
12. Mai 1989: Ufuk Şahin wird im Märkischen Viertel von einem Rassisten erstochen (01.08.2019) – Ufuk Şahin wurde nur 24 Jahre alt. Am 12. Mai 1989 wurde der Vater, Ehemann und Freund, Bruder und Sohn, ein Berliner Facharbeiter türkischer Herkunft im Wilhelmsruher Damm im Märkischen Viertel fast vor seiner eigenen Haustür von dem 29-jährigen Rassisten Andreas Sch. erstochen. Die Tat löste in der Stadt heftige Reaktionen und Diskussionen über die rassistische Stimmung aus, die von vielen für den Tod von Ufuk Şahin mit verantwortlich gemacht wurde. Şahin zog als Fünfjähriger mit seinen Eltern aus der Türkei nach West-Berlin, wo er erfolgreich die Realschule absolvierte und… (Weiterlesen…)
In Gedenken an Ufuk Şahin – Ufuk Şahin anısına miting (02.05.2019) – In Gedenken an Ufuk Şahin Vor 30 Jahren, am 12. Mai 1989, am 12. Mai 1989, von einem Rassisten im Märkischen Viertel ermordet. So. 12. Mai 2019 - Kundgebung 13 Uhr - Wilhelmsruher Damm 224-228 - U/S-Bhf. Wittenau (U8-Endhaltestelle, S1, S26) Aufruf in türkisch und deutsch Am 12.05.1989 wird Ufuk Şahin, ein 24 jähriger Berliner, Vater eines 2jährigen Sohnes, im märkischen Viertel auf dem Fußweg vor dem Haus Wilhelmsruher Damm 224 von einem Rassisten aus der Nachbarschaft erstochen. Der Nachbar offenbart bei der Tat und auch wieder im späteren… (Weiterlesen…)
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