Person
Jim Major Reeves wurde am 30. April 1968 als Jim Nyasani in Köln geboren. Er war mit Leib und Seele Künstler, wie ihn seine Schwester im Jahr 2018 beschrieb.
Er war Sohn des kenianischen Philosophie-Professors Joseph Major Nyasani, der für die Deutsche Welle und die UNO arbeitete. Seine Schwester Shary Reeves ist eine bekannte deutsche TV-Moderatorin, wie auch sein Cousin Mola Adebisi.
1984 hatte der junge Reeves seinen Durchbruch als Model bei einer Casting-Show von C&A. Daraufhin modelte er für viele verschiedene Labels und auch auf der Fashion Week. 1992 begann er dann eine Ausbildung zum Musicaldarsteller in Hamburg und hatte einige Schauspielrollen in Film und Fernsehen. Bekannt ist er vor allem mit der Band 4Reeves, die er mit seinen Geschwistern gründete, sowie als Frontmann der Eurodance-Band Squeezer geworden, mit der er in den 90ern über 1 Million Platten verkaufte. Er war Sänger, Songwriter, Musikproduzent, Model, Schauspieler, Moderator, Künstler- und Musikmanager. Reeves erfand sich immer neu und hatte viele Ideen.
Der Sänger fand auf dem Ostfriedhof in Köln seine letzte Ruhe.

Tat
Jim Reeves hatte nach einem Streit mit seiner Partnerin an jenem Sonntagabend im Hostel „Happy go Lucky“ am Stuttgarter Platz in Charlottenburg eingecheckt. Dort, in einem Sechs-Betten-Zimmer mit der Nummer 25, traf er auf die zwei späteren Täter, die sich ebenfalls dort einquartiert hatten. Gemeinsam suchten sie eine Bar auf und kehrten später alkoholisiert ins Hostelzimmer zurück. Im Zimmer folgte ein regelrechter Gewaltexzess mit homophobem Motiv.
Die beiden Männer überwältigten Reeves. Während der eine ihn fixierte, prügelte der andere mit einem Stuhl brutal auf Reeves Kopf und Oberkörper ein und brach ihm dabei fünfzehn Rippen.
Es gibt widersprüchliche Aussagen, ob Reeves ab diesem Zeitpunkt noch bei Bewusstsein war.
Nun folterten sie ihr Opfer. In der späteren Urteilsverkündung erklärte der Richter, dass Reeves “in einer degradierenden, homophobe Gefühle ausdrückenden Art mehrfach mit einem Stuhlbein gepfählt” wurde.
Der Musiker starb an den Rippenbrüchen, durch die die Lunge verletzt worden war, und an den inneren Verletzungen durch die Vergewaltigung.
Die Anklageschrift, die die Staatsanwältin später verlesen wird, besteht zu zwei Dritteln aus den Verletzungen, die an der Leiche des 47-Jährigen festgestellt wurden.
Nach dem Mord legten sich die beiden Täter hin, schliefen ein und checkten morgens aus, als wäre nichts gewesen. Ein Gast, der am Montagmorgen in dasselbe Zimmer eincheckte, fand Jim Reeves Leiche verblutet in einem der Betten liegend.

Die Täter
Bei den Tätern handelt es sich um den damals 31-jährigen Pawel Anderski und den 24-jährigen Adam Kurkowski. Über die beiden ist nicht viel heraus zu finden. Beide sind Bauarbeiter und haben zu der Zeit auf einer Baustelle in der Nähe des Hostels in Charlottenburg gearbeitet. Beide sind wegen kleinerer Vergehen vorbestraft, aber nicht wegen Gewaltdelikten. Pawel Anderski war als Soldat in Afghanistan eingesetzt und soll Alkoholiker sein, Adam Kurkowski wurde zuvor in Polen wegen Einbruch verurteilt.
Die polnische Polizei nahm Adam Kurkowski einige Wochen nach der Tat in Brzezno fest. Nachdem er wegen Einbruchs eine Haftstrafe verbüßt hatte, wurde er nach Deutschland ausgeliefert.
Pawel Anderski wurde erst ein Jahr später im spanischen Lleida bei Barcelona nach einigem Widerstand festgenommen. Bei sich trug er laut Polizei 7000€ in bar, einen Elektroschocker, 3 Handys und zwei gefälschte Pässe.

Der Prozess
Anderski und Kurkowski waren ursprünglich wegen Mordes angeklagt, aber das Berliner Landgericht befand sie des Totschlags im besonders schweren Fall in Tateinheit mit besonders schwerem sexuellem Missbrauch eines wehrlosen Menschen für schuldig.
Mit der seltenen Feststellung eines besonders schweren Totschlags hätte das Gericht auch eine lebenslange Freiheitsstrafe wie bei einem Mord verhängen können, erkannte aber unter anderem die schwere Trunkenheit der Angeklagten als strafmildernd an.
Die Staatsanwaltschaft forderte 14 Jahre und sechs Monate Gefängnis für beide Angeklagte, die Angehörigen des Opfers als Nebenkläger forderten jedoch lebenslange Haftstrafen im Mordfall.
Die Staatsanwaltschaft bewertete die Tat als grausam und vorsätzlich, zudem hätten die Täter aus niedrigen Beweggründen gehandelt.
Zuerst wollte sich ihren insgesamt vier Verteidigern zufolge keiner der beiden Angeklagten zur Tatnacht äußern.
Später gestand Adam Kurkowski die Tat. “Ich bedaure die Tat, die ich begangen habe sehr – ich schäme mich”, sagte er und bat die eigene Familie und die Angehörigen von Jim Reeves um Entschuldigung.
Pawel Anderski plädierte jedoch auf Unschuld. Er werfe sich aber vor, Reeves nicht geholfen zu haben.
Sie wurden zu 14 und 13 Jahren Haft verurteilt.
Gegen Pawel Anderski ordnete das Gericht zudem wegen Alkoholsucht eine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt nach Verbüßung von fünf Jahren Haft an.
Beide Männer mussten zudem mehr als 3500 Euro Schmerzensgeld an die Familie des Getöteten zahlen.
Gegen das Urteil gingen Verwandte von Reeves in Revision, da für sie nur eine Verurteilung wegen Mordes infrage kam. Auch die Anwälte der Angeklagten legten Rechtsmittel ein – gegen das für sie viel zu hohe Strafmaß.
Der Bundesgerichtshof verwarf die Revision im Januar 2020 und sah keinerlei Rechtsfehler im Urteil des Gerichts.