Der Vater von Burak war in den 80er Jahren aus der Türkei nach Berlin gekommen und hatte hier seine türkische Frau kennengelernt. Burak Bektaş wurde am 14. Februar 1990 im ehemaligen Kinderkrankenhaus am Mariendorfer Weg geboren. Er war das erste Kind von Ahmet und Melek.
Die ersten 5 Jahre lebte Burak in der Weisestraße in Neukölln und ging in der Treptower Straße in die Kita. Die Familie zog dann ans Kiehlufer und Burak wechselte mit sechs Jahren, also im Jahr 1996, von der Kita in die Hans-Fallada-Grundschule in der Harzer Straße.
Von der 7. bis zur 10. Klasse ging er in die Heinrich-Heine-Schule, eine Realschule, in der Rütlistraße.
Nach der 10. Klasse arbeitete er u.a. als Pizza-Kurier, machte ein Praktikum bei Fiat und begann dann 2010 eine Lehre als Automobilkaufmann. Seine Lebensperspektive und sein Ziel war irgendwann mal seine eigene Kreation von Autos zu bauen. Er wollte ein fleißiger Student und Techniker werden. Er war viel unterwegs, Arbeit, Sport und zwischendurch „Mama, soll ich was einkaufen? Soll ich was mitbringen?“
Auch am Abend des 5. April war er noch beim Training ehe er sich mit seinen Freunden traf und ein Unbekannter plötzlich sein Leben beendete.
Die Tat
Burak bummelte in der Nacht vom 4. auf den 5. April 2012 nach seinem Training durch Berlin-Neukölln. In der Nähe eines Krankenhauses im Ortsteil Rudow traf er zufällig vier Freunde. Die Jugendlichen – alle hatten Migrationsgeschichten in ihrer Familie – blieben stehen und unterhielten sich. Gegen Viertel nach eins tauchte plötzlich ein unbekannter weißer Mann auf, der unvermittelt auf die Gruppe Jugendlicher zuging. Weder Burak Bektaş noch seine Freunde hatten den Mann jemals zuvor gesehen, wie später ausgesagt wurde. Der Mann feuerte ohne jede Vorwarnung mehrere Schüsse auf Burak Bektaş und seine Freunde ab. Dabei schoss er nicht gezielt auf eine der Personen, sondern wahllos in die Menge. Anschließend entfernte sich der Täter langsam vom Tatort.
Burak Bektaş und zwei seiner Freunde kamen sofort ins Krankenhaus. Die beiden Freunde waren lebensgefährlich verletzt, konnten jedoch gerettet werden. Für Burak Bektaş kam die Hilfe zu spät. Er starb im Krankenhaus.
Der Täter
Der Täter ist bis heute nicht ermittelt. Es gibt aber einen Verdacht:
Rolf Z., der am 20. September 2015 Luke Holland vor einer Bar in Neukölln erschossen hat und bei dem in der Wohnung Waffen, Nazidevotionalien, eine Hitlerbüste gefunden wurde, tauchte auch in den Ermittlungsakten zu Burak auf.
Ein Zeuge hatte angegeben, Z. Jahre vor dem Mord an Bektaş in die Nähe des späteren Tatorts gefahren zu haben. Er würde dort Schießübungen machen, im Keller des Hauses seines Bruders, habe Z. ihm damals erzählt, und auch nach Munition für Pistolen gefragt. Auf Bektaş und seine Freunde wurde mit einer Pistole geschossen.
Z. wurde im Juli 2016 für den Mord an Luke Holland zu elf Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt. Rassismus sah das Gericht nicht als Tatmotiv an: Dass jemand Nazidevotionalien sammele, mache ihn noch nicht zum Nazi, so die Begründung. Den Hinweisen auf eine Verbindung zum Mord an Burak Bektaş wurde nicht gründlich nachgegangen: Man habe die Adresse des Bruders nicht ausfindig machen können, hieß es in der Antwort der Behörden auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Canan Bayram im Februar 2016. Journalisten von RBB und Deutschlandradio Kultur dagegen recherchierten, dass Z.s Schwägerin damals dort noch wohnte: in der Nachbarschaft der Familie Bektaş.
Gedenken
Am 5. November 2017 wurde an der Kreuzung Rudower Straße/Möwenweges in Berlin Neukölln eine Gedenkplatte für Burak eingeweiht.
Diese wurde am 5. April 2018, zum 6. Todestag, um eine unübersehbare Stele erweitert, die in der nähe zum Tatort steht.
Die Stehle ist seit der Errichtung immer wieder Angriffen ausgesetzt. So wurde sie schon zwei Wochen nach dem Aufstellen mit einer Säure übergossen, was die Skupltur mit weißlichen Schlieren verunstaltet. Oder im Jahr 2021, hier wurden der Gedenkort mit Hakenkreuze beschmiert.
Aktuell (Stand April 2022) werden Spenden gesammelt um den Gedenkort zu erweitern. Infos dazu findet ihr hier: http://gedenkort-fuer-burak.org/
Presse: